Schriftliche Besinnung, 26. April 2020
Alles hat seine Stunde.
Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit:
eine Zeit zum geboren werden und eine Zeit zum Sterben,
eine Zeit zum Pflanzen und eine Zeit zum Ausreissen der Pflanzen,
eine Zeit zum Töten und eine Zeit zum Heilen,
eine Zeit zum Niederreißen und eine Zeit zum Bauen,
eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen,
eine Zeit für die Klage und eine Zeit für den Tanz,
eine Zeit zum Steinewerfen und eine Zeit zum Steinesammeln,
eine Zeit zum Umarmen und eine Zeit, die Umarmung zu lösen,
eine Zeit zum Suchen und eine Zeit zum Verlieren,
eine Zeit zum Behalten und eine Zeit zum Wegwerfen,
eine Zeit zum Zerreißen und eine Zeit zum Zusammennähen,
eine Zeit zum Schweigen und eine Zeit zum Reden,
eine Zeit zum Lieben und eine Zeit zum Hassen,
eine Zeit für den Krieg und eine Zeit für den Frieden. (Prediger 3, 1-7)
Alles hat seine Zeit. Die Worte aus dem biblischen Buch Prediger sind schon zu geflügelten Worten geworden. Gerade jetzt scheinen sie besonders wahr zu sein.
Wir erleben jetzt eine besondere Zeit. Es wird wohl kaum jemand geben, der diese Zeit nicht später als ganz spezielle Episode in seiner Biografie in Erinnerung behalten wird. „Es war während der Corona-Zeit“, werden wir später über diese Zeit sagen. Es ist eine Zeit, in der so vieles anders ist als sonst. Unser Alltag verläuft nach anderen Regeln als gewohnt.
Alles hat seine Zeit. So ist es immer, in jedem Leben: Es gibt Zeiten der Jugend und des Alters, der Freude und der Trauer, der Krankheit und der Gesundheit, der Aktivität und der Ruhe. Wenn wir auf unser bisheriges Leben zurückblicken, werden wir verschiedene Zeiten erkennen können, in denen das Eine oder das Andere im Vordergrund stand. Unser Leben verläuft nicht gleichförmig.
Und jetzt ist eben nicht die Zeit um zu Reisen, Feste zu feiern oder viele Freunde zu treffen. Dafür gibt es anderes, das ansteht: sich in sein Zuhause zurückziehen, die Herausforderungen des Alltages kreativ meistern, aufmerksam dafür sein, wo jemand Hilfe benötigt und mehr als sonst auf das eigene Wohlbefinden achten. Im erzwungenen Rückzug sehen wir vieles, das vorher selbstverständlich war, mit anderen Augen, richten unsere Kraft auf andere Tätigkeiten, nehmen unsere Mitmenschen anders wahr, lernen Dinge zu schätzen, die wir vorher nicht beachtet hatten. Vielleicht kommen wir auch ins Nachdenken darüber, wie wir die Beziehung zu unseren Mitmenschen gestalten wollen, was Gesundheit für uns bedeutet und was uns in unserem Leben wirklich wichtig ist. Vielleicht werden wir „danach“ vieles anders sehen, Prioritäten neu setzen und unser Leben bewusster gestalten.
Wir alle wissen nicht, wie diese spezielle Zeit noch verlaufen und wie lange sie andauern wird. Doch ich möchte zu dem „Alles hat seine Zeit“ noch ein zweites Bibelwort hinzufügen:
Ich aber, Gott, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott! Meine Zeit steht in deinen Händen. (Ps. 31, 15 – 16)
Was immer auch kommen mag – es ist gut zu wissen, dass Gott all die Bewegungen unserer Lebenszeit in seinen Händen hält. Wir dürfen auch unsere unruhigsten Zeiten in Gottes Hände legen, wo alles gehalten, geborgen und aufgehoben ist.