Worauf es ankommt

Predigt am 17.06.18

Die Zeit ist kurz. Auch sollen die, die Frauen haben, sein, als hätten sie keine; und die weinen, als weinten sie nicht; und die sich freuen, als freuten sie sich nicht; und die kaufen, als behielten sie es nicht; und die diese Welt gebrauchen, als brauchten sie sie nicht. Denn das Wesen dieser Welt vergeht. (1. Korinther 7, 29a – 31)

Ein schwieriger Text. Wir sollen verheiratet sein, als wären wir es nicht? Weinen, so als weinten wir nicht? Uns freuen, als freuten wir uns nicht? Kaufen, als könnten wir das Gekaufte nicht behalten? Die Welt gebrauchen, als gebrauchten wir sie nicht? Was sollen wir denn sonst tun als das, was wir tun auch wirklich zu tun und was wir empfinden auch wirklich zu empfinden? Ist das für uns heute noch eine sinnvolle Lebenshaltung, was Paulus da verlangt?

Um die Worte des Paulus zu verstehen, müssen wir uns vergegenwärtigen, in welchem Kontext sie geschrieben worden sind.

Diese Worte sind geprägt von der Naherwartung, die damals in der jungen Christenheit vorherrschend war. Man glaubte, Christus würde nach seinem Tod bald wiederkommen, um alle Welt zu richten, nur die Christen würden ins Jenseits gerettet werden. Das Ende aller Zeit sei nahe – dieser Glaube führte dazu, dass viele der frühen Christen aufhörten zu arbeiten, ihre Habe verkauften und das Geld der Gemeinde spendeten und dort feiernd und betend die Wiederkunft Christi erwarteten. Umso grösser wurde die Verunsicherung, als die Zeit verstrich und das Weltenende mehr und mehr auf sich warten liess. Es gab sogar Gemeinden, die völlig verarmten, weil sie sich nicht auf die Zukunft eingerichtet hatten. Und es tauchten neue Fragen auf: Was ist mit den Christen, die inzwischen verstorben sind, bevor Christus wieder kommt? Sollen wir Christen uns doch noch auf diese Welt einlassen? Und wie sollen wir in ihr leben? Soll man z.B. noch heiraten? Wie sollen wir uns gegenüber dem Staat verhalten? Soll man Besitz haben und Handel treiben oder nicht?

In diese Verunsicherung hinein schrieb Paulus seine Worte, und nur in diesem Zusammenhang können wir sie verstehen.

Paulus sagt zu den Korinthern: Ja, ihr lebt in dieser Welt, solange die Wiederkunft Christi auf sich warten lässt. Ihr sollt auch in der Welt leben und das tun, was auch andere Menschen tun: Heiraten, weinen, lachen, kaufen und „die Welt gebrauchen“, also sie mitgestalten, arbeiten, handeln und vieles mehr. Doch etwas ist anders: Ihr sollt verheiratet sein, als wärt ihr es nicht; wenn ihr weint, dann so, als weintet ihr nicht, wenn ihr euch freut, dann so, als freutet ihr euch nicht, wenn ihr etwas kauft, dann sollt ihr euch vorstellen, ihr würdet das Gekaufte nicht behalten, ihr sollt all das, was ihr in der Welt tut, so tun, als tätet ihr es nicht. Das, was ihr tut in dieser Welt, sollt ihr auch wirklich tun, aber immer unter einem gewissen Vorbehalt. Ihr sollt euch nicht wirklich auf diese Welt einlassen. Denn ihr wisst, dass alles nur vorläufig ist. Nichts von dem, was ist, hat wirklich Bestand. Ihr sollt euer Herz nicht zu fest daran hängen.

Bevor ich versuche, diese Gedanken auf uns zu übertragen, möchte ich den Worten des Paulus einen anderen Text entgegensetzen, einen Text, der eigentlich das Gegenteil sagt. Es handelt sich um eine kurze buddhistische Geschichte.

Einige Schüler gingen zu ihrem Meister. Sie wollten wissen, warum er immer so glücklich, zufrieden und ausgeglichen sei. Der Meister sagte zu ihnen: „Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich mich setze, dann setze ich mich. Wenn ich esse und trinke, dann esse und trinke ich.“ Die Schüler schauten sich verdutzt an und einer sagte: „Meister, was du sagst, tun wir auch. Wir schlafen, gehen, essen und trinken. Doch wir sind nicht glücklich. Was also ist das Geheimnis?“ Der Meister wiederholte das soeben Gesagte. Dann sagte er: „Sicher liegt auch ihr und ihr geht auch und ihr esst und trinkt auch. Aber während ihr liegt, steht ihr schon auf. Während ihr aufsteht,  geht ihr schon, und während ihr geht, esst und trinkt ihr schon. So sind eure Gedanken ständig woanders und nicht da, wo ihr gerade seid. Das Leben findet immer im Jetzt statt. Lasst euch auf diesen Augenblick ganz ein und ihr habt die Chance, wirklich glücklich zu sein.“

Der Meister propagiert genau das Gegenteil von dem, was Paulus sagt. Wir sollen das, was wir tun, wirklich ganz tun, sollen ganz da sein, wo wir gerade sind, in unseren jeweiligen Handlungen ganz präsent sein. Der Meister in der Geschichte prangert bei seinen Schülern ein anderes Verhalten an: Wenn sie etwas tun, sind sie in Gedanken schon bei der nächsten Handlung. Sie sind nicht wirklich ganz bei dem, was sie gerade machen.

Das Verhalten der Schüler passt gut zu unserer heutigen Lebensweise. Das Lebenstempo hat sich in den letzten Jahren stark beschleunigt. Viele Menschen glauben nicht mehr an ein Leben nach dem Tod. Stattdessen wird das Leben vor dem Tod immer wichtiger. Man möchte möglichst viele Lebensmöglichkeiten ausschöpfen, will alles erleben, was man in dieser Welt erleben kann, und zwar möglichst bald, denn das Leben ist kurz. Multitasking , das Hetzen von einer Aktivität zur anderen, die Selbstoptimierung im Beruf und in der Freizeit sind ein Merkmal unseres modernen Lebens geworden. Die Technologie mit Computern und Smartphones treibt dies voran: Man kann heute jede Information jederzeit und überall erhalten, genauso wie man jederzeit und überall erreichbar ist und inzwischen auch sein muss. Dieses Karussell dreht sich immer schneller. Kein Wunder, dass die meisten Menschen sich so verhalten wie die Schüler in der Geschichte: Wenn man etwas tut, ist man in Gedanken bereits bei der nächsten Aktivität. Niemals ist man ganz bei der Handlung, die man gerade ausführt. Man könnte aus sagen: Niemals ist man ganz bei sich selber.

Das Leben findet immer im Jetzt statt, sagt hingegen der Meister. Also lebt auch im Jetzt! Seine Alternative ist ganz einfach: Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ich. Es bedeutet, immer nur dort zu sein, wo man gerade ist, bei der Handlung, die man gerade ausführt. Es ist ganz einfach und für uns doch schwierig. Leben im Hier und Jetzt. Sich nicht ablenken lassen von dem, was danach kommt. Im Moment präsent sein. Denn leben können wir ja nur in der Gegenwart, also weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft. Die Vergangenheit ist Geschichte, die Zukunft ein Geheimnis und jeder Augenblick ist ein Geschenk, sagt ein Spruch. Das ist auch meine Lebenshaltung, mit der ich gegen das beschleunigte Lebenstempo unserer Zeit anzukämpfen versuche. Und ich hoffe, dass auch Sie jetzt ganz hier sind und nicht in Gedanken z.B. schon beim Fussballmatch heute Abend.

Und diese Lebenshaltung ist von den Empfehlungen des Paulus gar nicht so weit weg, wie es zunächst den Anschein macht.

Beide Texte gehen von der Vergänglichkeit aus. Unabhängig davon, ob es nun um das Weltendende oder um unsere Sterblichkeit geht: Niemand von uns kann wissen, ob wir den morgigen Tag noch erleben. Und diese Tatsache lehrt uns, den Augenblick erst recht zu schätzen. Das Bewusstsein, dass das Leben begrenzt ist, macht das Leben in der Gegenwart intensiver. Viele Menschen, die eine schwere Krankheit überstanden oder einen Unfall überlebt haben, sagen: Ich lebe nun viel bewusster, weil ich weiss, dass das Leben nicht selbstverständlich ist.

Und so kommen wir zumindest in die Nähe des Paulustextes: Diese Welt und alles, was wir darin tun, ist vergänglich. Was wir uns erarbeiten, was wir erreichen, aber auch jede Freude und jeder Schmerz ist vergänglich. Dadurch relativiert sich alles. Wir müssen nicht mehr krampfhaft an etwas festhalten oder verbissen unseren Zielen nachjagen. Wir können schmerzhafte Momente aushalten mit dem Wissen: Der Schmerz geht vorbei. Und die freudigen Momente können wir umso mehr auskosten, weil wir wissen: Sie sind nicht selbstverständlich, auch sie können vorbei gehen. Auf diese Art können wir uns viel mehr auf das konzentrieren, was wirklich wichtig, kostbar und unvergänglich ist. Und wir lernen, dankbar zu sein für jeden guten Moment im Wissen: Er kommt niemals wieder.

Denn es gibt zwei verschiedene Arten von Zeiten: Die Zeit, die genutzt sein will, zum Arbeiten, für den Erfolg, zum Lernen, für Hobbies und Ähnliches. Und es gibt die andere Zeit: Die Zeit, um innezuhalten, zu spüren, zu riechen, zu schmecken, zum sich besinnen, zum Reden oder auch zum Schweigen, zum Alleinsein oder das Miteinander geniessen. Das ist die Qualitätszeit, oder wir könnten auch sagen: Die Zeit Gottes.

Zum Schluss gebe ich Meister Eckart das Wort: Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart, der bedeutendste Mensch ist immer der, der dir gerade gegenübersteht, das notwendigste Werk ist stets die Liebe.

Vom fröhlichen Geben

Predigt zum Erntedank über 2. Korinther 9, 1-15, gehalten am 22.10.17

 

2017-10-23 16.16.29

2017-10-23 16.17.38(Übersetzung: Bibel in gerechter Sprache)

 

Ein nicht ganz einfacher Text ist das. Paulus benutzt hier, wie es seine Art ist, gewundene Rhetorik, um durch die Blume etwas ganz Bestimmtes zu sagen.

Um die Korinther zu einer grosszügigen Spendenbereitschaft zu bewegen, schwankt Paulus in seinen Formulierungen immer wieder zwischen Lob und Ermahnung. Er lobt die Christen in Korinth für ihren guten Willen, doch es handelt sich vielmehr um ein vorauseilendes Lob, um sie dahin zu bringen, wohin er sie schliesslich haben will. Das Lob ist hier also eher eine versteckte Ermahnung, eine Warnung davor, den Erwartungen nicht zu genügen.

Die angekündigte Sammlung ist für die verarmten Christen in Jerusalem bestimmt, unter denen wohl viele Weggefährten Jesu sind. Diese hatten ja alles aufgegeben, ihre Arbeit und ihre Familien verlassen, um Jesus zu folgen. Die Gemeinde in Korinth, eine reiche Hafenstadt, muss wohl eher wohlhabend gewesen sein, und wurde wahrscheinlich wie viele Gemeinden in Kleinasien von reichen Christen finanziert. Umso wichtiger ist es für Paulus, an ihre Freigiebigkeit zu appellieren. Die Spende soll eine Gabe des Segens sein, nicht eine des Geizes.

Doch Paulus geht es um mehr als nur um materielle Werte. Es gelingt ihm, aus dem Thema Spendenbereitschaft ein Thema des Glaubens zu machen.

Paulus spricht hier nicht von Geldbeträgen, sondern von der Freude am Geben. Und davon, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Geben und Bekommen.

Dazu erst mal eine kleiner Exkurs: Vielleicht haben Sie das auch schon erlebt: Im Einkaufswagen hat jemand den Zweifränkler vergessen herauszunehmen. Oder im Parkautomat liegt noch ein „Zwänzgi“, das jemand vergessen hat. Man findet einen Fünfräppler auf der Strasse liegen. Und obwohl das ja relativ kleine Geldbeträge sind – eigentlich nicht der Rede wert – ist die Freude jeweils gross. Man hat etwas unverhofft geschenkt bekommen! Auch wenn das Geschenk unfreiwillig und völlig zufällig war. Ein solches Ereignis löst Glücksgefühle aus. Darauf basieren auch die Aktionen der Grossverteiler mit Cumulus- und Superpunkten. Auch wenn es sich jeweils nur um winzige Beträge handelt, macht das Sammeln Spass und lässt das Gehirn Glückshormone ausschütten, wie die Hirnforschung herausgefunden hat. Zudem hat ein psychologischer Test Folgendes festgestellt: Wenn man eine Münze auf der Strasse findet, ist die Wahrscheinlichkeit, anschliessend hilfsbereit zu sein, viermal so hoch wie ohne dieses kleine Glückserlebnis. Es gibt also einen Zusammenhang zwischen dem Gefühl, beschenkt zu werden und der Bereitschaft, anderen zu helfen. Wer bekommen hat, ist viel eher bereit, auch wieder etwas zu geben. Vielleicht sollte man hin und wieder einfach ein paar Geldstücke auf die Strasse werfen, die Leute wären dann hilfsbereiter und wir hätten eine bessere Welt!

Genau an diesen Effekt appelliert Paulus bei den Korinthern. Anstatt mit einer Drohung oder mit moralischen Appellen daherzukommen, erinnert er sie daran, wie reich sie selber durch Gott beschenkt wurden. Es soll bei einer Spende nicht darum gehen, Gott zufriedenzustellen. Sondern einfach darum, die eigene Dankbarkeit für all das Gute, dass einem selber beschert worden ist, zum Ausdruck zu bringen. Grosszügigkeit ist also nicht die Bedingung für Gottes Zuwendung und Gnade, sie ist vielmehr Ausdruck von grosser Freude und Dankbarkeit, also eine Folge von Gottes Güte. Insofern ist sie auch eine Glaubenshaltung. Darum ist es auch so wichtig, dass das Geben freiwillig und mit Freude geschieht, unabhängig von der Höhe des Geldbetrages.

So ähnlich ist es auch im Beispiel der armen Witwe im Markusevangelium, die nur 2 Münzen gibt, das aber kommt bei ihr vom Herzen. Die Bereitschaft zu Geben ist also eine Frage der inneren Haltung. Sind wir bereit, etwas zu tun oder zu geben, das bei uns wirklich aus vollem Herzen kommt? Das uns tangiert, ja vielleicht sogar ein bisschen wehtut? Für einen gläubigen Menschen ist das keine Nebensächlichkeit. Das Geben, das Sammeln von Spenden und Kollekten gehört untrennbar zu einem christlichen Gottesdienst. Und da geht es nicht um das Geldscheffeln, wie der Kirche manchmal vorgeworfen wird. Sondern um die Erfüllung eines Gebotes, das in der jüdisch-christlichen Tradition zutiefst verankert ist. Es geht um nichts weniger als um das Erfüllen von Gottes Gerechtigkeit. Gott hat ausgestreut und den Armen gegeben, Gottes Gerechtigkeit bleibt in Ewigkeit, schreibt Paulus. Dies ist immer auch ein Gebot an die menschliche Gerechtigkeit. Das Thema zieht sich durch die Bibel wie ein roter Faden: Von Moses über die Propheten bis hin zu Jesus. Immer wieder heisst es: Brich dem Hungrigen dein Brot! Beherberge den Fremden! Kümmere dich um Witwen und Waisen! Gib dem Obdachlosen Wohnung! Verteile alle 7 Jahre das Land neu, damit alle eine Chance haben. Und Jesus sagt: Was ihr dem Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan.

Gerechtigkeit ist also nicht einfach eine Frage des guten Willens. Gerechtigkeit ist Gottes Gebot und somit eine massgebliche Frage des Glaubens.

Doch in unserer Zeit gilt immer mehr: Geiz ist Geil. Das hat weniger mit Armut als ganz einfach mit Neid zu tun. Neulich hat eine Untersuchung ergeben, dass das Scheitern der AHV*-Reform zu einem Teil darauf zurückzuführen ist, dass es 70 Franken monatlich mehr gegeben hätte – aber nicht für die jetzige AHV-Generation. Viele Urnengänger werden gedacht haben: Warum sollten die Jüngeren 70 Franken mehr bekommen, ich aber nicht? Sozialneid nennt man das, und der ist in unserer Gesellschaft ziemlich ausgeprägt. Man ist neidisch auf die Reichen, dass sie mehr haben, aber auch auf die Ärmeren, weil sie vielleicht etwas gratis bekommen – Krankenkassenverbilligungen z.B. oder Arbeitslosengeld, oder Sozialhilfe. Unabhängig davon, ob die Anderen bedürftiger sind als man selber, ob sie die Zuwendung dringen benötigen oder nicht. Nun soll sogar noch die ohnehin knappe Sozialhilfe um 10% gekürzt werden, um – so die Begründung – den Anreiz zum Arbeiten zu erhöhen. Als ob alle Sozialhilfeempfänger einfach nur zu faul zum Arbeiten seien. Ich kenne viele Betroffene, die nichts lieber würden, als sich ihr Geld selber zu verdienen, die werden jetzt zusätzlich bestraft.

Solche Ideen kommen von Menschen, die selber genug haben und so selbstgerecht sind, dass sie über Andere urteilen. Das ist genau so, wie wenn die Christen in Korinth damals gesagt hätten: Die Christen in Jerusalem sollen doch gefälligst arbeiten gehen.

Doch Paulus predigt anstatt Neid und Geiz die Grosszügigkeit als eine Glaubenshaltung.

Seine Botschaft ist Folgende: Wir sind von Gott gesegnet und begnadet, wir sind reich beschenkt. Und zwar nicht nur mit Geld und materiellem Reichtum. Wir dürfen als gesegnete Menschen durchs Leben gehen. Alles, was wir haben – seien es materielle Güter, aber auch unsere Begabungen, unsere Zeit, unsere Ideen, unser Engagement und nicht zuletzt auch unsere Freude und unsere Liebe können wir einsetzen, um Gott damit zu dienen, seinem Reich und seiner Gerechtigkeit. Nicht, um Gott damit zu bestechen. Sondern als freier Ausdruck unseres Glaubens, unserer Freude und Dankbarkeit. Und wir haben allen Grund dafür, dankbar zu sein. Dafür, dass wir leben, dass es uns gut geht und dass wir alles haben, was wir brauchen. Bevor wir bereit sind, zu geben, ist es wichtig, dass wir uns bewusst werden, was wir alles in unserem Leben geschenkt bekommen haben. Dann kann unsere Gabe aus vollem Herzen kommen.

Paulus verwendet hier Begriffe aus Saat und Ernte: Die spärlich säen werden auch spärlich ernten. Und die auf Segen hin säen, werden auch Segen ernten. Gott gewährt den Säenden Saatgut und Brot zur Speise und wird so auch euch Saat geben und vermehren und die Früchte eurer Gerechtigkeit wachsen lassen.

Es ist also ein Gottesgeschenk, dass wir frei und fröhlich geben können. Und das ist der eigentliche Sinn von Erntedank: Gott hat uns das Saatgut gegeben. Es ist an uns, was wir damit machen. Wenn wir nicht damit geizen, sondern es grosszügig säen, wird Gott es wachsen lassen, dass es überreiche Frucht und letztlich Segen bringt. Und wenn wir diese Frucht verteilen, kehrt der Dank schliesslich zu Gott zurück und wird uns zum Segen.

Weil wir viel bekommen haben, haben wir auch viel zu geben. Gott als der Ursprung aller Gaben und allen Reichtums wird unsere Gaben überfliessen lassen und zu einem Segen werden lassen, der uns und anderen zugute kommt.

 

*So heisst in der Schweiz die Rentenversicherung.